Die Korrespondenz zwischen Friedrich Engels und Victor Adler, den beiden "Hofräten der Revolution", berührt außer persönlichen Fragen insbesondere Überlegungen zu taktischen Problemen der Arbeiterbewegung. In der Zeit eines Aufschwungs der Bewegung stellte sich für den führenden Vertreter der seit 1889 geeinten österreichischen Arbeiterbewegung und dem Veteranen, der fast 50 Jahre auf theoretischem wie praktischen Gebiet zur Entwicklung der Bewegung beigetragen hatte, die Frage, wie die Eroberung der politischen Macht, "die einzige Tür in die neue Gesellschaft", vollbracht werden könne. Es galt mit den Worten von Engels "den Stein ins Rollen zu bringen", um die Kettenreaktion auszulösen, die diese Tür öffnen würde. Voraussetzung für die Diskussion des europäischen Sozialismus waren Massenstreiks der Arbeiter, Wahlerfolge, Demonstrationen, u. a. seit 1890 am 1. Mai in mehreren Ländern. Wichtig wurden die Kämpfe um das Wahlrecht, die in Belgien einen erfolgreichen Ausgangspunkt fanden und in Österreich weitergeführt wurden. Sie brachten Engels zu der Überzeugung, dass die österreichische Bewegung unter den gegebenen Umständen die "Avantgarde des europäischen Proletariats" bilden solle. Da Massen neu in die Arbeiterbewegung strömten, waren sich die zwei Diskutanten einig, dass parteiintern offene Diskussionen eine absolute Notwendigkeit seien, "um nicht zur Sekte zu werden". Massenbewegung und gemeinsamer Standpunkt mussten vereinigt werden. Der vorliegende Band enthält den gesamten überlieferten Briefwechsel sowie Texte von Adler und Engels, auf welche in der Korrespondenz Bezug genommen wird.
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