Die Mantik ist die älteste Kunstlehre des Verstehens der Menschheit, zeitlich bei weitem vor der Hermeneutik. Sie war es, die prognostisch relevante Wissensformen in sich enthielt, auf die es ehedem in einer Jäger- und Sammlerkultur ankam. Eben diese nehmen wir heute noch als Ahnungen, Stimmungen und Spürformen des Situativen in uns in Anspruch, um schneller zu sein als unsere Mitspieler. Hier finden wir eine anthropologische Basis als Quelle zeitübergreifenden Orientierungswissens, das heute in der Regel sehr schwach ist, aber unentbehrlich bleibt. Der Seher, dessen Fähigkeiten die Mantik als Kunstlehre einstmals theoretisch fassen wollte, konnte mitteilen, was war, was ist und was sein wird. Das ist uns heute nur sehr begrenzt möglich, weil geprüfte Wissensformen die Fragilität der alten Seher schon vor Platons Zeiten abgelöst hatten. Dennoch stehen wir immer noch im Schatten der Mantik, wenn wir nur ein gutes Gespür für etwas haben. Dieses Gespür beredt werden zu lassen, ist Aufgabe einer Metaphysik, die sich als Metaphysik von unten versteht.
Im Vorwort dieser 2. Auflage berichtet der Autor über Stimulationen, die ihn zu diesem Text bewegt haben. Das war die Bedeutungsforschung, die er an der Universität Münster seit seinem ersten Semester 1967/68 bei Friedrich Ohly (1914–1996) kennenlernen durfte und die Geschichtssemantik, wie sie Joachim Ritter (1903–1974), ebenfalls in Münster, in seinen Lehrveranstaltungen entfaltete.
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