Einbildungskraft und Mythologie: Die Verschränkung von Anthropologie und Geschichte im 18. Jahrhundert

Einbildungskraft und Mythologie: Die Verschränkung von Anthropologie und Geschichte im 18. Jahrhundert

Author
Lucas Marco Gisi
Publisher
De Gruyter
Language
German
Year
2007
Page
492
ISBN
9783110897791,9783110199420
File Type
pdf
File Size
11.9 MiB

Die Natur des Menschen aus seiner Kulturgeschichte und diese umgekehrt aus der menschlichen Natur zu erschließen, bildet das Anliegen einer anthropologischen Geschichtsschreibung, deren Genese im "langen" 18. Jh. diese Studie nachzeichnet. Die Parallelisierung von Individual- und Menschheitsgeschichte erweist sich als zentrale Denkfigur, mit deren Hilfe die Wechselwirkung zwischen dem psychischen Vermögen der Einbildungskraft und 'mythologischen' Formen des Denkens und Darstellens erfasst wird.
Die wechselseitige Verschränkung von Anthropologie und Kulturgeschichte wird untersucht im Umfeld der 'Querelle des Anciens et des Modernes' (Fontenelle, Gottsched), in Konzepten des kulturellen Raums und der historischen Zeit (Lafitau, Turgot), in ethnographischen Berichten über außereuropäische Völker sowie in geschichtsphilosophischen Schriften (Iselin, Forster) und den 'Lehren vom Menschen' (Feder, Irwing). In dieser Perspektive erweisen sich die Psychologisierung der Einbildungskraft und die Historisierung der Mythologie (Vico, de Brosses, Heyne, Herder) als 'Vorgeschichte' der mythopoetischen Konzepte der Imagination in der Romantik. Dabei entsteht das Bild eines europäischen Aufklärungsdenkens, das scheinbar irrationale Phänomene der Einbildungskraft ebenso wie Kulturpraktiken und Mythologien 'unzivilisierter' Völker reflektiert und damit Grundfragen der modernen Anthropologie und Geschichtsphilosophie formuliert.

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