Mit dem Dantejubiläum von 1921 setzt in Deutschland eine Renaissance der Beschäftigung mit dem italienischen Dichter ein, die nicht nur die universitäre Forschung (Karl Vossler, Ulrich Leo, Erich Auerbach, Leo Spitzer, E.R. Curtius, Hugo Friedrich u. a.) erfaßt, sondern sich auch in zahlreichen divulgativen Schriften zu Dante niederschlägt. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage nach der Funktionalisierung des italienischen Dichters in der Zeit des NS-Regimes, die sich als überaus ambivalent darstellt: Während Dante einerseits als Prototyp des Germanen herausgestellt und zum offiziellen geistigen Führer der Achse Berlin-Rom erhoben wird, dient die wissenschaftliche Beschäftigung mit seinem Werk andererseits als Rückzugsort für die Vertreter der sogenannten "inneren Emigration". Gefragt wird in diesem Zusammenhang auch nach "Vorarbeiten", ohne die der nahezu zäsurlose Übergang aus der Danteforschung der zwanziger Jahre in die der NS-Zeit nicht zu erklären ist. Als übergeordneter Bezugsrahmen bleibt stets die Entwicklung der deutschsprachigen Romanistik insgesamt präsent, wie sie verstärkt seit den neunziger Jahren anhand von "Fallstudien" zu einzelnen Universitäten oder Lehrstühlen bzw. zu einzelnen Wissenschaftlern aufgearbeitet wird.
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