In dem beliebtesten literarischen Genre der deutschsprachigen Literatur im 'Jahrhundert der Geschichte', dem Geschichtsdrama, spiegelt sich die Anziehungskraft einer 'Geschichtskultur' wider, in der das Wissen und die Repräsentationsleistungen von historiographischer Forschung, Geschichtsschreibung, historischen Museen, Archäologie, Kunst und Literatur zusammenfließen. Sie bildet damit den Ausgangs- und Zielpunkt für eine Reihe von Lektüren, die Dramen aus dem frühen 19. Jahrhundert gewidmet sind, Dramen vieler inzwischen unbekannter und einiger noch bekannter Autorinnen und Autoren - zu den bekannteren zählen Christian Dietrich Grabbe, Heinrich von Kleist und Karl Immermann -, die ihr Thema 'in der Geschichte' und deren einzelnen Geschichten finden. Zentriert um die beiden Stränge der Konstruktion einer deutschen Nation nach den napoleonischen Kriegen und der sich in Geschichte(n) verstrickenden Emanzipation moderner Subjektivität, liefern diese Texte Materialien für eine Archäologie des Ensembles symbolischer Techniken der Selbstmodellierung und der Selbstinterpretation des kulturellen Systems zwischen Aufklärung und Historismus, in denen sich die schillernde Vieldeutigkeit, die Attraktivität und die belastende Hypothek einer programmatischen Wendung in die Vergangenheit abzeichnen.
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