Nach allgemeiner Auffassung verharren die nahostlichen Gesellschaften seit Jahrtausenden in despotischen Strukturen. Ganz anders scheint die Geschichte im Westen verlaufen zu sein, wo in Athen bereits im 5. Jahrhundert v.Chr. der ersten Demokratie der Weltgeschichte und der Entstehung der europaischen Zivilisation der Weg bereitet wurde. In der Forschung sind diese Dichotomien zwischen Ost und West mehrfach hinterfragt worden. Es hat sich gezeigt, dass sich auch in den mesopotamischen Stadten Versammlungen und Strukturen politischer Selbstverwaltung nachweisen lassen. Der von Claudia Horst herausgegebene Sammelband fuhrt diese Debatten uber die Entstehung demokratischer Strukturen fort und eroffnet neue Perspektiven, indem Demokratie nicht nur als Verfassung, sondern auch auf der Basis ihrer kulturellen, sozialen und okonomischen Grundlagen betrachtet wird. Ausgehend von politischem Denken und politischer Kommunikation wird erkennbar, wie gross die Handlungsspielraume des Volkes in den jeweiligen Kulturen waren, welche Moglichkeiten es gab, Machtstrukturen zu kritisieren und Herrschaftsformen in Frage zu stellen und wie die naturliche und die religiose Ordnung wahrgenommen wurden. Die einzelnen Beitrage stellen die Besonderheiten der mesopotamischen, israelitischen und griechischen Politik und Kultur dar und regen dazu an, die hergestellten Vergleiche weiterzudenken.
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