Die Sozialisation von Emotionen ist bislang vor allem in euroamerikanischen Mittelschichten untersucht worden. Leberecht Funk analysiert in seiner sozial- und kulturanthropologischen Studie emotionale Sozialisationspraktiken bei den Tao, die auf Lanyu, einer zu Taiwan gehörenden Insel, leben. Lokalen Vorstellungen zufolge bedrohen Geister die Seelen von Kindern. Als Teil ihrer Erziehung und zu ihrem Schutz werden die Kinder einer ambivalent erscheinenden Form der Abhärtung unterzogen, die eine spezifische moralische Angst- und Scham-Disposition in ihnen hervorruft, die sie im späteren Entwicklungsverlauf überwinden müssen. Die Studie zeigt, dass die ontogenetische Entwicklung von Emotionen eine größere Plastizität aufweist als bislang in der Entwicklungspsychologie angenommen.
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