Band 9 der Martin Buber Werkausgabe versammelt erstmals in umfassender Form Bubers jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem Christentum. Seine Schriften werden zeit-, religions- und theologiegeschichtlich umfassend eingeordnet und kommentiert, zugleich wird in Grundzügen Bubers Wirkung auf christliche Theologen seiner Zeit beschrieben. Bubers Grundhaltung zum Christentum ist geprägt von der Unterscheidung zwischen dem Glauben Jesu und dem Glauben an Jesus. Mit seinem Glauben bleibt Jesus für Buber derart tief verwurzelt in der Frömmigkeit des Judentums, dass er ihn sogar seinen »Bruder« nennen kann. Mit dem Glauben an Jesus als Messias und Erlöser beginnt die Geschichte der Trennung des Christentums vom Judentum, die sich unter dem Einfluss von Hellenismus und Gnosis verstärkt und mit der Zeit vollends zu einer Entfremdung von den Wurzeln der Hebräischen Bibel führt. Somit verbindet nach Buber das Verständnis Jesu als einer herausragenden Figur des Judentums Juden und Christen; das christologische Bekenntnis zu Jesus als dem gekommenen Messias und Erlöser der Menschheit trennt beide. Gemäß seinem »dialogischen Prinzip« aber entwickelt Buber bei allem Trennenden die Konzeption eines gottgewollten Nebeneinanders von Israel und Kirche, das scharfe Abgrenzung einerseits und Respekt vor der Andersheit des Gegenübers andererseits einschließt. Bubers Verhältnisbestimmung von Judentum und Christentum gipfelt in der programmatischen Schrift von den Zwei Glaubensweisen (1950). Abgerundet wird seine Auseinandersetzung mit dem Christentum durch persönlichen Austausch mit zahlreichen bedeutenden protestantischen und katholischen Theologen seiner Zeit, darunter Romano Guardini, Hans Urs von Balthasar und Fridolin Stier auf katholischer sowie Emil Brunner, Albrecht Goes, Leonhard Ragaz, Albert Schweitzer, Nathan Söderblom, Rudolf Bultmann und Rudolf Otto auf evangelischer Seite.
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