Die europaischen Gesellschaften durchlaufen derzeit einen tiefgreifenden Wandel, der die europaische Integration selbst in Frage stellt. Bereits die Debatten um die "Seele Europas", eine europaische Verfassung, um die mogliche Aufnahme der Turkei und die Stellung des Islam in Europa haben deutlich gemacht, dass die kulturelle und (zivil-)religiose Dimension an Bedeutung gewinnen. In den aktuellen Diskussionen um eine "Neugrundung Europas" gilt dies erst recht. Es geht um die Grundlagen von Solidaritat und Zusammenhalt, um das friedliche Zusammenleben in einer postsakularen Gesellschaft, um das Verstandnis offentlicher Vernunft. Band 291 der reihe Quaestiones disputatae stellt sich den damit verbundenen Herausforderungen, um eine theologische Antwort auf die Krise Europas zu erarbeiten. Religionen konnen nicht nur zur Losung der Konflikte unserer Tage beitragen, vielmehr sind sie auch Teil der Transformationskrisen, die Europa und die Welt erfasst haben. So lost die religiose Pluralisierung Spannungen innerhalb der europaischen Gesellschaften aus. Die massive Zuwanderung von Muslimen nicht erst seit der aktuellen Fluchtlingskrise verandert eben diese Gesellschaften. Die christlichen Kirchen spielen in Europa hierbei recht unterschiedliche Rollen. Einerseits leisten sie einen beachtlichen Beitrag zur Aufnahme und Integration der Fremden. Andererseits verbunden sie sich - wohl aus Angst um die jeweils nationale und europaische Identitat - mit den rechtspopulistischen bzw. identitaren Bewegungen. Die gesellschaftlichen Spaltungen durchziehen auch die christlichen Kirchen. Teilweise versuchen sie der Polarisierung durch Starkung der integrativen Potentiale entgegenzuwirken, teilweise tragen sie aber auch zur politischen Beunruhigung, die allenthalben wahrgenommen werden kann, bei. Angesichts der religiosen Pluralisierung, der gesellschaftlichen Polarisierung und politischen Desintegration ist es Zeit fur eine theologische Selbstverstandigung. Theologie darf nicht abseits der soziologischen, politischen und philosophischen Diskussionen, die unsere Zeit pragen, stehen. Welche Rolle aber kann Theologie, konkret katholische Theologie in dieser Gemengelage spielen? Mit Beitragen von Martin Kirschner, Piotr Kubasiak, Maureen Junker-Kenny, Patrick Becker, Jurgen Manemann, Karlheinz Ruhstorfer, Markus Riedenauer, Johannes Grossl, Christiane Nagel, Moritz Rudolph, Hilary A. Mooney, Veronika Hoffmann
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