Der in Kleists Marionettentheater-Aufsatz formulierte Konflikt zwischen Gefühl und Verstand wird in der vorliegenden Arbeit im Hinblick auf die Gestaltung seiner Frauenfiguren untersucht. Dieser Konflikt konkretisiert sich in dem Widerspruch zwischen persönlicher Liebesbindung und gesellschaftlichen Normen, die die Erfüllung dieser Liebe zu verhindern trachten. Der Verfasser weist in seiner Unter- suchung die in der Kleistforschung vorherrschende Auffassung einer individuellen Lösung dieses psychischen Konfliktes allein durch die Verabsolutierung des innersten Gefühls zurück. In seinen der Methode der Textimmanenz und dem Parallelstellenverfahren ver- pflichteten Interpretationen kommt er vielmehr zu dem Ergebnis, dass gerade die Vermittlung zwischen Gefühl und Verstand, also auch die zwischen Individuum und Gesellschaft, zur Lösung des Konfliktes führt. Wo diese Vermittlung von den Protagonisten, wie in der Penthesilea, nicht geleistet wird, ist nur ein tragischer Ausgang möglich. Den Prozesscharakter dieser Vermittlung nachweisend, belegt der Verfasser, dass im Falle der Marquise von einer Vergewaltigung, im Falle Alkmenes von einer Täuschung durch Jupiter nicht die Rede sein kann.
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