Die Frage "Woher kommen wir?" ist in allen Epochen gestellt worden; die moderne Geschichtsforschung stellte sich dieser Suche nach den Ursprungen. Damit etablierte sie sich zugleich als Instanz, die modernen Identitaten eine Grundlage in der Tiefe der Zeit geben konnte. Das Fruhmittelalter spielte bei der Begrundung nationaler, aber auch anderer Identitaten eine Schlusselrolle und verstrickte sich so in moderne Projektionen und Ideologien, von denen sie sich erst in den letzten Jahrzehnten schrittweise befreit hat. Der Band sucht in einer Reihe von Beitragen nach neuen Zugangen und gibt damit einen einzigartigen Uberblick uber einen zeitgemassen Umgang mit fruhmittelalterlichen Ursprungen und Identitaten und ihre Bedeutung vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Diskutiert werden u. a. das Problem der ethnischen Interpretation archaologischer und onomastischer Daten, methodische Probleme des Identitats- und des Germanenbegriffs, die emotionelle Ebene der Identitatsbildung, die Rolle von Frauen in Herkunftsmythen, burgundische, frankische, sachsische, angelsachsische, skandinavische, normannische und slawische Herkunftsvorstellungen und ihre Ausstrahlung ins spatere Mittelalter, der Ursprung des mittelalterlichen Reiches und seine Identitatswirksamkeit, der Zusammenhang zwischen christlichen und ethnischen Identitaten und die Spuren von Identitatsbildungsprozessen in der handschriftlichen Uberlieferung. Herwig Wolfram beruhrt in seiner Einleitung alle diese Aspekte und zieht zugleich ein Resumee jahrzehntelanger Beschaftigung mit dem Thema.
show more...Just click on START button on Telegram Bot