Konfliktforschung: Einführung und Überblick

Konfliktforschung: Einführung und Überblick

Author
Erich Weede (auth.)
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Language
German
Edition
1
Year
1986
Page
150
ISBN
9783531118024,9783322943491
File Type
pdf
File Size
2.7 MiB

Die Aufgabe der Sozialwissenschaften besteht darin, brauchbare Theorien zu erarbei- ten. Theorien enthalten vor allem prüfbare, nomologische Hypothesen. Ausgereifte Theorien klären die logischen Beziehungen unter den in ihnen enthaltenen Aussagen, deren Informationsgehalt bzw. Prüfbarkeit und deren Vereinbarkeit mit beobacht- baren Daten. An diesem hypothetisch-deduktiven Ideal gemessen kann man die Sozialwissenschaften noch nicht als reife Wissenschaften bezeichnen. Aber es gibt eine Vielzahl von mehr oder weniger gut gestützten Hypothesen in der Konfliktfor- schung, die m. E. innerhalb eines theoretischen Rahmens integrierbar sind, innerhalb der Nutzen- oder Wert-Erwartungstheorie. Das vorliegende Buch bemüht sich darum, einerseits eine Vielzahl konfliktsoziologischer Hypothesen vorzustellen, andererseits darum, Möglichkeiten zu deren Überprüfung beispielhaft darzustellen, und drittens, die Integrierbarkeit der Hypothesen im Rahmen der Wert-Erwartungs- theorie zumindest erahnen zu lassen. Damit ist schon zugestanden, daß in diesem Buch der große theoretische Durchbruch nicht stattfindet. Ich hoffe aber, eine nützliche Zwischenbilanz der Konfliktforschung vorzulegen, die den Studenten Einblick und Überblick vermittelt, die vielleicht auch Fachkollegen ein Paradigma wieder vor Augen fUhrt, das gleichzeitig das älteste und erfolgreichste innerhalb der Sozialwissenschaften ist und innerhalb der engeren Fachgrenzen der Soziologie lange in Vergessenheit zu geraten schien. Mein Ausgangspunkt ist der methodologische Individualismus. Methodologi- scher Individualismus bedeutet, daß man soziale Strukturen, Prozesse und natürlich auch Konflikte als Ergebnis menschlichen Handelns auffaßt. Die Wert-Erwartungs- oder Nutzentheorie ist ein Forschungsprogramm im Rahmen des methodologischen Individualismus (vgl. Opp 1978), welches Kosten-Nutzen-Kalküle in den Mittel- punkt stellt. Unter Ökonomen und Psychologen dominiert der methodologische Individualismus, in der Mikroökonomie sogar die Nutzentheorie. M. E.

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