Aile Lebewesen, der Mensch eingeschlossen, sind autopoietische Systeme. Aile Operationen solcher Systeme sind selbstreproduktiv, sie erzeugen die Elemente des Systems aus Elementen des Systems. Diese fundamentale Einsicht des chileni- schen Physiologie-Professors Humberto R. Maturana hat bekanntlich weite Wis- senschaftsbereiche revolutioniert, unter ihnen die neuere soziologische System- theorie. Die hiermit vorgelegte Arbeit macht sich die revolutioniiren Thesen der Theorie autopoietischer Systeme zunutze, indem sie sich auf ihrer Basis einen Ge- genstandsbereich der Sozialwissenschaften erschlieBt, der im Rahmen dieser Dis- kussion bisher weitgehend verschlossen geblieben ist: das Massenkommunikati- onssystem moderner Gesellschaften. Bei zuniichst unsicheren Erfolgserwartungen an dieses Unternehmen, hege ich nach AbschluB der Arbeiten die vielleicht be- rechtigte Hoffnung, daB ein solcher Theorietransfer zumindest zu neuen, zum Teil iiberraschenden Sichtweisen auf traditionelle und aktuelle Probleme der sozial- und kommunikationswissenschaftlichen Theorieentwicklung in diesem Feld anzu- regen vermag. Ein solches Ergebnis wiirde ich auch dann als Erfolg verbuchen, wenn dabei letztlich andere Richtungen eingeschlagen wiirden, als die von mir vorgezeichnete. Nimmt man das Autopoiesis-Konzept wirklich ernst, so gilt es natiirlich auch fUr die Produktion wissenschaftlicher Aussagensysteme durch das Einzelbe- wuBtsein, und dann kann man im wahren Brustton der Uberzeugung behaupten, was iiblicherweise am Beginn solcher Arbeiten behauptet wird, daB niimlich allein der Autor fUr aile folgenden Miingel, Fehler und - das bleibt meist unausgespro- chen, ist aber immer gemeint -auch neuen Einsichten verantwortlich ist. Aller- dings stehen auch selbstreferentiell-geschlossene Systeme typischerweise in uner- miidlichem UmweItkontakt. Inter-System-Beziehungen regeln ihre Energie- und Informationsaufnahme.
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