Biographien haben schon immer das besondere Interesse des Lesers gefunden. In kei- ner anderen Form der Vermittlung geschichtlicher Kenntnisse vereinen sich auf so di- rekte Weise Allgemeines und Einzelnes, Gesellschaftliches und Individuelles. Wahrend historische Gesamtdarstellungen dem Leben und Wirken bedeutender Personlichkei- ten in der Regel wenig Raum zumessen konnen, heben Lebensbilder gerade das Einma- lige hervor, ohne dabei das groBe historische Geschehen auszusparen, das die Spezifik der besonderen Leistung erst plastisch hervortreten laBt. Leuchtkraft und Anschaulich- keit gewinnen historische Vorgange in dem MaS, wie deren Darstellung der abstrakten Form entkleidet wird. Biographien, wem immer sie gelten, konnen des konkreten Ma- terials am wenigsten entbehren. Uber Lebensbeschreibungen ist in der Geschichte viel nachgedacht worden. Es haben sich dazu sowohl Autoren geauBert, die den Lebensweg und die Leistungen bedeutender Politiker, Kunstler und Wissenschaftler nachzeichne- ten, als auch jene, die der Nachwelt ihre Autobiographie hinterlieBen. Erich Miihsam bemerkt in seiner Selbstbiographie: Nur im Zusammenhang mit dem Weltgeschehen haben die Begebenheiten im Leben des einzelnen Interesse fUr die Ge- samtheit. Wessen Privatleben niemars die Zentren des Gesellschaftslebens beriihrt, dessen Biographie kann fur Seelenforscher hochst wichtig sein, die Allgemeinheit geht sie nichts an 11/. Gesellschaft und Personlichkeit sind nicht identisch, in der Erfahrung des taglichen Lebens treten sie nicht selten als Gegensatze auf. Gerade deshalb ist das Spannungsfeld hochst bedeutsam, das Individuum und Gesellschaft umschlossen halt. Urn mit Marx zu argumentieren: . . . das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum.
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