Tausende Ärzte, die an der Universität München in den dreieinhalb Jahrzehnten, in denen PFAUNDLER dort lehrte (1906~ 1939), ihrem klinischen Studium nachgingen, sind zu den traditionellen Früh nachmittagsstunden in den braunschwarzen, steil ansteigenden Sitz reihen des oft überfüllten, kleinen Hörsaals gesessen und haben PFAUND LERB Vorlesung ein Leben lang in unauslöschlicher Erinnerung behalten. Kaum bewegt stand die schlanke Gestalt des Vortragenden im langen weißen Mantel neben dem Demonstrationstisch, während des Sprechens zuweilen wie mit einem zweiten, eigene Wege gehenden Ich ein neben ihm sitzendes Kind streichelnd oder mit den Fingern im Haar eines kleinen Mädchens spielend. Es gibt fesselnde Redner, denen die Worte zu schwierigsten Satzkonstruktionen wie selbstverständlich zufließen und die mit Pathos und Beredsamkeit, untermischt mit Humor und geistvollen Sentenzen ihre Zuhörer fesseln und es gibt andere, die mit nackten, unerbittlich präzise gesetzten Worten, mit einer zwingenden, nur ganz gelegentlich von etwas Sarkasmus gewürzten Lo~ik ihr Audi torium dazu zwingen, ihren Gedankengängen zu folgen. PFAUNDLER gehörte ganz und gar dem letzteren Typus an. Seine Art vorzutragen -in Sprachstil und Klangfarbe stets den gebürtigen Österreicher ver ratend - hatte etwas ungemein Eindringliches, fachlich Überlegenes, was auf Tagungen und großen Kongressen selbst den lässigsten oder skeptischsten Zuhörer bezwang. Stets sprach PFAUNDLER vollkommen frei.
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