In den letzten beiden lahrzehnten sind der praktischen Medizin zu ihrer kurati- yen Funktion in gro13erem Umfang als friiher Aufgaben zugefallen, die unter dem Begriff "vorbeugende Gesundheitspflege" zusammengefa13t werden. Diese Entwicklung steht mit dem Wandel des Krankheitspanoramas in engem Zusam- menhang. In den okonomisch hoch entwickelten Uindern ist die durch Infekti- onskrankheiten bedingte Erkrankungsziffer stark zuriickgedrangt worden, auf der anderen Seite haben aber die verschiedenen Spielarten der Arteriosklerose, bestimmte Tumorerkrankungen und sogenannte funktionelle Syndrome den Charakter von Massenerscheinungen angenommen. Systematische epidemiologische Untersuchungen fUhrten zum Konzept der Ri- sikofaktoren, d. h. bestimmter exogener oder endogener Faktoren, deren Aus- schaltung im Idealfall die Manifestation einer Krankheit vermeiden oder aber sie im spateren Lebensablauf oder in milderer Form manifest werden la13t. Diese Gesichtspunkte haben gro13e soziookonomische und sozialmedizinische Bedeu- tung, wie sich aus allen Statistiken uber die Ursache von Arbeitsunfahigkeit und Friihberentung, sowie den Anteil verschiedener Erkrankungen an der Gesamt- sterblichkeit ergibt. Eine wirksame Vermeidung von Krankheiten durch primare Praevention (Aus- schaltung der Krankheitsursachen) oder eine Friiherfassung von Erkrankungs- symptomen (sekundare Praevention), die zur Friihbehandlung fUhrt, batten umso gro13ere Bedeutung als fUr einen Gro13teil der genannten Krankheitsfor- men nur symptomatische Behandlungsverfahren zur VerfUgung stehen, nicht aber kausal wirksame.
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