Es wird vielfach vermutet, daß die technologischen und physikalischen Eigenschafter der Eisenwerkstoffe stark von der Art und dem Grad der Verunreinigung dar metallischen Korngrenzen abhängig sind. Der Aufbau der Korngrenzen reiner Metalle wird durch die Korngrenzen- modellevon J. BURGERS [1], W.L. BRAGG [2] und N.F. MOTT [3] beschr- ben, die rein geometrisch die Lage benachbarter Atome zweier Kristalle angeben. Die Mitwirkung von Korngrenzenstoffen beim Aufbau der Korn- grenze wird nicht berücksichtigt. Der Einfluß von Korngrenzenverunreinigungen auf die technologischen Eigenschaften von Stählen geht jedoch aus einigen Beispielen klar her- vor. So ist bekannt, daß sulfidische Verunreinigungen auf den Korn- grenzen die Warmverformungsfähigkeit stark herabsetzen und den sogenann- ten Rotbruch bewirken. Ebenso scheint die Sprödbruchneigung kohlen- stoffarmer Stähle mit steigender Verunreinigung der Korngrenzen zuzu- nehmen. Im allgemeinen ist es jedoch schwierig, den Einfluß der Korngrenzen- substanzen auf die Werkstoffeigenschaften nachzuweisen, da diese mit den normalen mikroskopischen und chemischen Untersuchungsmethoden nicht sichtbar gemacht werden können. Betrachtet man die Verteilung der nicht- metallischen Einschlüsse über mehrere Körner, so stellt man fest, daß die Mehrzahl der mikroskopisch sichtbaren Einschlüsse ohne besondere Berücksichtigung der Korngrenzenanordnung über den Werkstoff verteilt sind. Bei chemischen Methoden zur Isolierung nichtmetallischer Ein- schlüsse kann im allgemeinen nicht unterschieden werden, welche Anteile des Isolates auf Korngrenzensubstanzen zurückzuführen sind.
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