Mit den neuen Veröffentlichungen hat das große Forschungsprojekt des Instituts für Zeitgeschichte dem breit entfalteten Bild der politischen und gesellschaftlichen Konflikte der NS-Zeit in Bayern weitere eindrucksvolle Konturen hinzugefügt. Lokal und sozial unterschiedliche Erfahrungen, Betroffenheiten und Verhaltensweisen im Dritten Reich werden bewusst gegenübergestellt. Am Beispiel Augsburgs entsteht eine sozialgeschichtlich fundierte, genaue Vorstellung vom resistenten Milieu sozialistisch geprägter Arbeiterviertel und Vorstädte, von Widerstands-Kleingruppen, die sich z.T. noch bis in den Krieg hinein halten konnten. Am anderen Ende der gesellschaftlichen Skala steht die Traditionswelt des bayerischen Adels, seine aus überkommener Staatsabstinenz, Monarchismus und Republikfeindlichkeit bestimmte Zwiespältigkeit gegenüber dem NS. Der minutiösen Fallstudie über die personalpolitische Säuberung und opportunistisch-ideologische Infizierung der Münchener Stadtverwaltung nach 1933 folgen Ausschnitte aus dem erbitterten Weltanschauungskampf zwischen NS-Schule und Kirche in der bayerischen Provinz. Kontinuitätsbrüche im Stil der Kunst wie im Verhalten akademischer Kollegen manifestieren sich in einer Studie über den Bau des Münchener Hauses der Deutschen Kunst. Eine ganz andere, elementare Antriebskraft resoluter Nonkonformität kommt zum Vorschein in der Dokumentation über den Einsatz von Frauen in der Rüstungsindustrie. Der Facettenreichtum konkreter politischer Sozialgeschichte wird in den sechs Beiträgen dieses Bandes immer wieder auch zur spannenden Lektüre.
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